| Annotation |
An einem heißen Sommertag verlässt der todkranke Tom das Krankenhaus, um sozusagen seine letzten Tage und Stunden in vertrauter Atmosphäre verbringen zu können. Und es ist ein wirklich schöner Tag, die Sonne strahlt, die Natur gibt zufriedene Geräusche von sich. Linda, seine Frau, holt ihn ab und warnt Tom vor, dass ihn das so vehemente Glucksen des Sommers, der reinen Lebensfreude, erschrecken könnte. Doch Tom winkt ab, sagt: "Ich halte es aus". Linda und Tom sind ein Paar seid mehr als zwanzig Jahren, aber sie gehen sehr fürsorglich und behutsam miteinander um. Jack, ein befreundeter Fotograf, wollte eigentlich Tom vom Krankenhaus anholen. Da ihm ein Termin dazwischengekommen war, lädt er die beiden zu einem Ausflug ins Grüne ein. Jack vergleicht Linda und Tom mit Johnny Cash und June Carter Cash, die ein Liebes- und Lebenspaar waren, wie in einem Song. Ludwig Fels verwendet in diesem Roman oft eine poetische, liedhafte Sprache, um dieser lebenslangen Liebesbeziehung gerecht zu werden. Dieses Buch wühlt auf und lässt niemandem kalt, der ein Quäntchen Liebe in seinem Herzen verspürt. Er berichtet in einer klaren und intensiven Sprache von rasenden Schmerzen, von Wehmut und Lebensfreude, die Tom widerfahren, während er langsam, aber endgültig dahinstirbt. Bei aller Ernsthaftigkeit schwingt auch ein lakonischer Unterton mit, kleine feine Witze sind eingestreut und erinnern an einen Ludwig Fels, der ja zu den "bösen Buben" der deutschen Literatur gezählt wird. Und zu der Zeit, wo dieser Begriff aufgekommen ist, kann man ihn getrost noch als Kompliment nehmen. Und die "Reise zum Mittelpunkt des Herzens" kann wohl als das intensivste Stück deutschsprachiger Prosa der letzten Jahre angesehen werden: großartig erzählt, voller Gefühle und Zartheit, mit Traurigkeit und Humor, poetisch und prosaisch auf einer Ebene, ein wirklich gutes Buch eben. Rudolf Kraus |
