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Die USA als faschistischer, Hitler duldender Staat? - Der wohl bedeutendste amerikanische Gegenwartsautor entwirft ein beklemmendes "Was-wäre-wenn-Szenario". (DR) Philip Roth, immer wieder als nobelpreisverdächtig gehandelt, hat sich an ein besonders heikles Thema gewagt: Es geht um die amerikanische Innen- und Außenpolitik in den 1940er Jahren, wo die Alternative zum Kriegseintritt gegen Hitler das Appeasement gewesen wäre. Bekanntlich hat der demokratische Präsident Roosevelt 1940 nach seinem fulminanten Wahlsieg die USA auf den bewaffneten Kampf vorbereitet. Philip Roth spielt nun mit differenzierender Genauigkeit das Szenario durch, wie sich das Land verändert hätte, wäre zum Beispiel der große Fliegerheld Charles A. Lindbergh Präsident geworden, der sich öffentlich für eine isolationistische Haltung der USA und die Anerkennung der "neuen Mächte in Europa" ausgesprochen hat. Erzählt wird das Geschehen, in dessen Mittelpunkt eine kleinbürgerliche jüdische Familie aus Newark steht, aus der Sicht des anfangs siebenjährigen Ich-Erzählers Philip, der mit besonderer Sensibilität die unsichtbare, sich immer enger zuziehende Schlinge in einem autoritärer werdenden Staat registriert. Es geht um jüdische Identität, um Anpassung und Auflehnung, um die Schwierigkeit, einerseits die Zeichen der Zeit richtig zu deuten und dabei andererseits nicht den Teufel an die Wand zu malen. Eher mittelschwere Lektüre, aber wegen seiner Dichte und Vielfalt ein spannendes Meisterwerk, vielleicht auch (im Hinblick auf die Gegenwart) ein wichtiger Schlüsselroman! *bn* Maria Schmuckermair |
