Annotation |
Zwei Brüder - zwei Leben Das Thema ist nicht neu, im Gegenteil: Seine Wurzeln liegen in der Bibel. - Dort sind es Kain und Abel, im vorliegenden Roman Yacub und Omar, die ihr brüderliches Verhältnis und die familiäre Konstellation en gros nicht in den Griff bekommen. Charakterlich sind die beiden vollkommen konträr: Omar verkörpert den extrovertierten, emotionsgetriebenen, egoistischen und verwöhnten Draufgängertyp, während Yacub den in sich gekehrten, ehrgeizigen, arroganten, gleichzeitig auch überlegenen Analytiker darstellt. Gemeinsam haben sie aber dennoch eines: Den Kampf um die Anerkennung durch die Eltern, besonders aber durch die Mutter. Diese macht kaum ein Hehl aus der Bevorzugung Omars, der sich wiederum in das bequeme Mutter-Sohn-Verhältnis fallen lässt. Dabei scheint er nicht zu bemerken, wie ihm der eigene Charakter allmählich abhanden kommt. Ihm bleibt letztlich nur der Suff, dem Bruder Yacub die Flucht. Zu verfahren ist die Rivalität der beiden brasilianischen Brüder, als dass die zeitlebens von der Mutter erhoffte "Versöhnung" jemals Realität werden könnte. Dem 51-jährigen Autor Milton Hatoum geht es in seinem zweiten Roman um die drastische Darstellung komplexer Gefühlswelten. Gescheiterte zwischenmenschliche Beziehungen sind die Folge. Unterstrichen wird die Ausweglosigkeit der Situation durch die Kommunikationsunfähigkeit sämtlicher Charaktere. Als Beobachter und gleichzeitig Erzähler fungiert der uneheliche Sohn des indianischen Hausmädchens. Trotz einzelner langatmiger Passagen, in denen die Sprachlosigkeit völlig ausgereizt wird, hat uns Milton Hatoum insgesamt ein psychologisch ausgefeiltes, mitunter durchaus brutales Bild einer brasilianischen Familie vorgelegt. Viva la guerra ?! *LitFo* Christina Bitzikanos |