Moskauer Märchen

Kabakov, Aleksandr A., 2007
Schulbibliothek LIBS
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Medienart Buch
ISBN 978-3-9501769-6-4
Verfasser Kabakov, Aleksandr A. Wikipedia
Beteiligte Personen Umbreit, Hannelore [Übers.] Wikipedia
Systematik DU - Roman,Erzählung,Novelle(Übersetzung)
Systematik WEB - Importe aus Online-Katalogisierung
Schlagworte Gesellschaftskritik, Humor, Moskau, Roman
Verlag Verl.-Haus Pereprava
Ort Wien
Jahr 2007
Umfang 261 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Alexander Kabakow. Aus dem Russ. von Hannelore Umbreit
Annotation Was hat "Schneewittchen" mit Lenin und "Der fliegende Teppich" mit russischen Abfangjägern zu tun? Nicht viel, zumindest bei Aleksander Kabakow.
In seinen "Moskauer Märchen geht "Rotkäppchen" nicht mehr mit Korb voller Kuchen und Wein zu ihrer Großmutter, sondern hier besucht eine aufstrebende Bahnwärterin eine betagte Bekannte, um deren Wohnung zu "erben". An anderer Stelle entsteigt nach einem erlösenden Kuss keineswegs Schneewittchen seinem Glassarg, sondern ein alter Militär im Ruhestand erweckt Lenin auf orale Art zum Leben. Und die schöne Wassilissa ist bei Kabakow auch nur ein intrigantes, leichtes Mädchen, das ihren Körper für Wohlstand verkauft und am Ende ihrer Jugend im Wodka-Rausch nachtrauert.

Tatsächlich begegnen dem Leser bekannte Märchen und mythologische Geschichten: von Rotkäppchen, dem Froschkönig, dem Bau des Babylonischen Turms, vom Flug des Ikarus bis hin zu Prometheus, der einem kleinen aufrührerischen, "apfelsinenfarbig" gekleideten Volk das Feuer bringt, da man sie wegen aufrührerischen Verhaltens kurzerhand vom Stromnetz genommen hatte.

Aleksander Kabakow hat die guten, alten Märchen und Mythen aus aller Welt umgeschrieben. Er hat sie modernisiert, ihnen eine ganz eigene Tonart verpasst und sie nach Moskau verlegt. Doch das Gute siegt hier kaum noch über das Böse.
Erzähler ist der Autor selbst. Mit einer gehörigen Portion Humor und Ironie (prägnant und imposant durch Hannelore Umbreit vom russischen ins Deutsche übertragen), berichtet er über Personen auf ihrem Karriereweg vom ehemaligen Komsomol-Sekretär zum Millionär, spricht über Korruption und ausgeprägten Antisemitismus im kommunistischen Russland. über grausame Kindheitserlebnisse, Alkoholismus, Armut, Brutalität und spart auch die Kriegsereignisse in Tschetschenien und das leichte Leben der neuen, geltungsbedürftigen russischen "Elite" nicht aus.

Herausgekommen ist eine Enzyklopädie des modernen russischen Lebens, mit all seinen typischen Beamten, skrupellosen Geschäftsleuten, Gangstern, leichten Mädchen, Politikern und anderen zweifelhaften, aber sehr gegenwärtigen Persönlichkeiten: auf der einen Seite sehr realistisch, auf der anderen stilistisch schrill überzeichnet und mit einer zum Teil schwermütigen Intonation. Diese Kontroverse und die großartige Kreuzung des fantastischen Genres mit der brutalen Realität seines Landes offerieren einen schaurig-schönen, unterhaltsamen, politisch brisanten und kritischen Streifzug durch 50 Jahre russische Geschichte.

Alle zwölf "Märchen" und ihre "Helden" sind untereinander vielschichtig verwoben und miteinander verknüpft. Vergangenheit und Gegenwart fließen ständig ineinander.
Die einstmals bekannten, liebenswert-hinreißenden Figuren entfalten sich in den "Moskauer Märchen" jedoch zu tragischen "menschlichen Komödien", die eher traurig aus dem Text herausschauen.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Österreichischer Bibliothekenverbund
Exemplare
Ex.nr. Standort
9336 DU, Kab