Annotation |
Mokkaduft und Musenküsse. (PL) Viele Geistesmenschen gedeihen am besten bei künstlichem Licht und in verrauchter Luft. Einer von ihnen war der Wiener Poet Peter Altenberg, Stammgast im Café Central: "Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene --- ins Kaffeehaus! (...) Du stehst innerlich vor dem Selbstmord --- Kaffeehaus! Du hasst und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen --- Kaffeehaus!" Es gibt also immer einen Grund, ins Kaffeehaus zu gehen. Und zwar nicht nur in Wien, wo vor allem die Cafés Griensteidl, Central, Herrenhof, Museum, Raimund und Hawelka als kreativitätsfördernde Kraftorte in die Literaturgeschichte eingegangen sind. Das Prager Café Arco frequentierten Franz Werfel und Franz Kafka, im Berliner Café des Westens saßen Else Lasker-Schüler und Alfred Döblin. Der Herausgeber, selbst Romanist, hat eine Einengung der Perspektive auf Mitteleuropa allerdings zu verhindern gewusst und - nicht zuletzt mit mehreren eigenen Beiträgen - dafür gesorgt, dass auch die Kaffeehauslandschaften der romanischen Länder Europas und Lateinamerikas gebührend berücksichtigt werden. Die Befrachtung mancher Beiträge mit sehr viel Spezialistenwissen und der ansehnliche Preis - er entspricht mehr als dreißig kleinen Mokkas - werden einer weiten Verbreitung dieses an sich lesenswerten Bandes aber nicht gerade förderlich sein. *bn* Renate Langer |