Annotation |
Hervorragender Überblick zu den Vorgängen um die Christianisierung Europas im Mittelalter. (PR) Heutzutage zerbricht man sich in der Kirche die Köpfe, wie die Christianisierung Europas gewährleistet bleiben könne. Im Zuge der Aufklärung verlor die Religion enorm an Einfluss und sah im Laufe des 20. Jhs. nochmals ihre Bedeutung dahinschwinden. Folgt man dem Fluss bis zur Quelle, wurde ursprünglich von den Glaubensboten ziemlich starker Druck ausgeübt. Christianisierung bedeutete einerseits die Taufe und andererseits die Vernichtung und Tötung möglicher Konkurrenten. Wie wenig das aber tatsächlich mit dem Geist des Christentums zu tun hatte, zeigt sich im Handeln des Diakons und Abtes Alkuin im 8. Jh., der auf die in der Bibel festgelegte Reihenfolge von Glaubensunterweisung und der dann erst folgenden Taufe hinweist, "weil man einen Menschen zwar zur Taufe, nicht aber zum Glauben treiben könne" (S. 84). In diesem wirklich schön gestalteten Band wird die Leserschaft in sachkundiger Weise über die Missionierung der Großregionen Europas und den Aufbau kirchlicher Strukturen informiert. Interessant ist freilich, dass die ersten Glaubensboten fast ausschließlich Laien waren. Problematischer wurde die Sache erst, als Kleriker ihren elitären Anspruch auf die Kirche erhoben und mit Erfolgsbesessenheit alles zu regeln begannen. Die Botschaft vom liebenden Gott vertrug sich mitunter nicht mit den dazu verwendeten Methoden. Die menschliche, missionarische und kulturhistorische Leistung der frühen Glaubensboten kann trotz allem nicht überschätzt werden. Ein sehr interessanter Band! *bn* Norbert Allmer |