Annotation |
"Welches Kind hätte nicht Grund, über seine Eltern zu weinen?" Dieser Satz Friedrich Nietzsches stimmt gleichsam als Motto ein auf diesen berührenden autobiografischen Roman des Niederländers Nicolaas Matsier, der seit 1976 als freier Autor und Übersetzer arbeitet, einen Roman, Erzählungen, Kinderbücher, Essays und Kolumnen veröffentlicht hat und regelmäßig für verschiedene niederländische Zeitungen schreibt. Nach dem Tod der Mutter - der Vater ist schon sieben Jahre zuvor an Prostatakrebs gestorben - sollen das Elternhaus in Den Haag und "das langjährige Kunstwerk von der Hand meiner Mutter", ihr Garten, verkauft werden. Der Ich-Erzähler und seine beiden Geschwister müssen das Haus räumen und mit den vertrauten Gegenständen tauchen bei dieser "merkwürdigen Hausdurchsuchung" Erinnerungen an Kindheit und Jugend in den 50er und 60er Jahren auf, "jene mehr als halb vergessene, nicht zu fassende, quicklebendige Wirklichkeit von irgendwann und einst und damals und weißt du noch". Den Ich-Erzähler packt die Aufräumwut, er beginnt schließlich auch in seinem eigenen Haus Ordnung zu machen und wird überraschend mit einer alten "Kindertrauer" konfrontiert, die ihn mit Anfang 30 eingeholt und fast in den Wahnsinn getrieben hatte. "Selbstporträt mit Eltern" ist ein wunderbares, philosophisches, ergreifendes Buch, das nachdenklich macht und dazu anregt, wieder einmal das eigene "Labor der Erinnerung" zu betreten. *LitFo* Ursula Stock |