Annotation |
Im neunzigsten Lebensjahr entdeckt ein einsamer Gelehrter das Wunder wahrer Liebe. (DR) Zu seinem neunzigsten Geburtstag verwirklicht sich ein bislang nur mit käuflicher Liebe vertrauter, familienloser Glossenredakteur von wenig berückendem Äußeren seinen Wunsch nach einer Bordellnacht mit einer Jungfrau. Der bloße Anblick der schlafenden Unschuld versetzt den bislang einsamen Alten in Verzückung, Nacht für Nacht wächst seine so spät erwachte Liebe zu der unbekannten Schönen ins Unermessliche. Bald werden diese sehnsuchtsvollen Abendstunden für beide zum liebgewordenen Ritual, die Kleine empfängt seine Zärtlichkeiten und Koseworte in einverständlichem Schweigen, bis ein tragischer Zwischenfall im Bordell diesen Tête-á-têtes ein jähes Ende setzt. Wird der von tiefer Leidenschaft erfasste Greis seine namenlose Angebetete jemals wiederfinden? Melancholisch, gefühlvoll, klug und witzig variiert der kolumbianische Nobelpreisträger Garcia Marquez ein klassisches Sujet der Weltliteratur, die Geschichte vom alten Mann und dem jungen Mädchen. Niemals peinlich, ordinär oder albern wirkt diese unorthodoxe Liebesgeschichte voll karibischem Flair und zauberhafter Poesie. Dieser kleine, aber feine Roman vermittelt die tröstliche Botschaft, dass es niemals zu spät ist anzufangen und er entwirft ein hoffnungsvolles Bild vom Alter als einer Lebensphase, in der alles ausgesprochen werden darf, denn "das einzig endgültige Alter ist der Tod" (S. 156). Auch allen Lesern unter 90 Jahren durchaus zu empfehlen! *bn* Elisabeth Zehetmayer |