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Slowenische Pilger im 18. Jahrhundert auf dem Weg nach Köln - kein Erbauungsbuch. (DR) Eine seltsame und unerhörte Dreiecksgeschichte, eine religionsgeschichtliche Irrfahrt, berstend voll mit mentalitätsgeschichtlichen und sinnlichen Details, das alles und noch viel mehr erwartet die LeserInnen dieses großen historischen Romans. Katharina, die noch unverheiratete und bereits fast dreißigjährige Tochter eines slowenischen Gutsverwalters, beschließt ihre unerfüllte Liebessehnsucht auf eine religiöse umzulenken, nämlich auf die Erreichung des Goldenen Schreins zu Köln. Sie ist frustriert, da sie vom Hauptmann Windisch, dem Neffen des Gutsbesitzers, einem überaus eitlen "Pfau", der bloß an seine noch zu schlagenden Schlachten denkt, nicht einmal wahrgenommen wurde. Darum schließt sie sich - gegen den Willen des Vaters - slowenischen Pilgern an. Dort begegnet sie dem ehemaligen Jesuiten Simon, der das Scheitern des Jesuitenstaates in Paraquay nicht verkraftete. Die beiden werden durch ein Unwetter getrennt von den Pilgern und erleben kurzzeitig eine fast paradiesische Liebesbeziehung. Und dann tritt Windisch, der noch immer vor seiner ersten Schlacht steht, wieder in Katharinas Leben, sie wird von Simon getrennt und des Hauptmanns Geliebte. Die Geschichte, prallvoll an Historie, packenden und sinnlichen Episoden, entwickelt sich spannend wie ein Krimi weiter. Gekonnt verwebt Jancar verschiedene Handlungsstränge und Geschichten, schildert atmosphärisch dicht historische und ganz private Ereignisse und führt die handelnden Personen sprachmächtig und anschaulich vor. - Historischer Roman, geschichtlich fundiert, spannend, sprachlich brillant - dringend empfohlen für LeserInnen faszinierender Sprach- und Erzählkunst. *bn* Fritz Popp |