| Annotation |
Ein Autor zwischen zwei Welten. Viele Dinge im Leben eines Menschen verdanken sich einem Zufall. So geschieht es, daß der Schriftsteller Artner in einem unerwarteten Augenblick dem mürrischen Müller, einem ausgesprochenen Italienkenner, begegnet, der ihm empfiehlt, nach Urbs Vetus, Orvieto, zu fahren. Dort erlebt der in Salzburg lebende Schriftsteller eine Gegenwelt zur Festspielstadt, in der es keine Arbeiter mehr gibt, dafür umsomehr Touristen, die im Nichtreden und Schweigen "Weltrang" besitzt, wo sich die Menschen in Loden und Trachten kleiden und der Landeshauptmann auf Anraten beim Verlag nachfragt, ob denn dieses oder jenes Buch tatsächlich gedruckt hätte werden müssen. Neben Fleiß und Geschäftssinn bleibt da nur noch Platz für Verzweiflung und arroganten Kunstsinn. Das italienische Pendant wäre Siena, dort hätte Artner zweifelsohne beständig die Erinnerung eingeholt, nicht so aber in Orvieto: dort wird der Wert eines Menschen nicht nach seiner Arbeit bemessen und ein Künstler ist kein "niemand", vielmehr eine geachtete Autorität. Artner hat viel zu lernen im Süden, als "Nordist" muß er zunächst Vorurteile abbauen, um dann von der Lebenslust der Italiener im allgemeinen und der seines Vorbilds Tino Trenta, der sich selber als "clown philosophique" bezeichnet, im besonderen zu lernen. Schwirren Artner anfangs auch die Anweisungen des Lektors, nichts Autobiographisches zu schreiben, im Ohr, so steht am Ende des Romans der mit Überzeugung und Selbstbewußtsein ausgesprochene Satz: "Ich schreibe, aber ich bin doch kein Buch." - Franz Innerhofer, der 1974 mit "Schöne Tage" Furore machte und von der Literaturkritik mit Begeisterung aufgenommen wurde, hat in "Um die Wette leben" sehr nachdrücklich den Befreiungsweg eines Schriftstellers gezeichnet, der sich über die unvereinbaren Ansprüche des Literaturbetriebes hinwegzusetzen gelernt hat und zur eigenen Wertschätzung gelangt ist. - Für jede Bücherei geeignet. *bn* Bettina Lainer |
