| Annotation |
Die seit Jahren beliebten Flußkreuzfahrten finden immer mehr Anhänger, und das zu Recht. Keine Form des Reisens ist so bequem und gleichzeitig so abwechslungsreich. Das schwimmende Hotel bietet viele Annehmlichkeiten und täglich neue Ausflüge ohne lästiges Kofferpacken. Die Landschaft zieht nah und langsam vorüber und bietet für Natur- und Fotofreunde viele Motive. Die Reise in die hintersten Winkel Russlands ist meistens mit einem Kurzbesuch in einer der Metropolen des Landes verbunden. Die Hektik der Millionenstädte mit ihren vielfältigen Besichtigungsmöglichkeiten kontrastiert mit der Ruhe auf dem Wasser. Die weite, ruhige Landschaft im stillen Norden sowie das Erlebnis der Weißen Nächte sind einmalige und unvergeßliche Eindrücke. Eine Reise entlang der Volga macht intensiv mit der russischen Geschichte und Kultur bekannt und vermittelt Eindrücke vom starken Lebenspuls und den weiten Dimensionen, aber auch von den Schwierigkeiten dieses riesigen Landes. Den Vielvölkerstaat Russland mit seinen nationalen Eigenheiten lernt man entlang der Hauptstraße näher kennen. Technische Meisterleistungen, die den Fluss verändert haben, wie auch deren Folgen werden hier vor Augen geführt. Die gewaltigen Wasserbauwerke fanden am Don ihre Vollendung. Die weiten Steppen verwandelten sich in fruchtbare Gärten. Die ehemals dürre Heimat der stolzen Kosaken hat sich verändert, und die Bewohner haben ein neues Selbstbewußtsein. Ihre Lieder und Tänze sind nicht länger nur tradierte Folklore, sondern auch Grundlage des neuen Nationalgefühls. Das eigentliche Rußland lernt man auf dem flachen Land, in der Provinz, jenseits von Moskau und Sankt Petersburg am besten kennen. Verglichen mit den Metropolen, ist hier die Welt noch einigermaßen überschaubar, wenngleich das Leben nicht leicht ist. Bilder, die an frühere Zeiten erinnern, sind hier Wirklichkeit: Wäsche waschende Frauen an einer Flußbiegung, Frauen mit dem Tragebalken in den Dörfern, aber auch inmitten der Großstadt, Mönche und Nonnen, die die verfallenden Kirchen und Klöster zu retten versuchen. Die Volga wird zwar liebevoll Mütterchen Russland genannt, aber der größere Teil des riesigen Landes liegt jenseits des mächtigen Ural-Gebirges. Schlafendes Land nannten die Tataren das Tiefland zwischen Ural und Pazifik. Eine zaghafte Annäherung an eine geheimnisumwitterte Gegend könnte durch eine Exkursion auf einem der gewaltigen Ströme Sibiriens geschehen. Ungewohnte klimatische Bedingungen, andere Völker, unbekannte Flora und Fauna und Natur pur, die unendliche Weite und die große Einsamkeit bedeuten eine neue Erfahrung für die meisten Reisenden. Eine Fahrt auf dem Enisej oder der Lena ist gleichsam das Kontrastprogramm zu einer Fahrt enlang der Volga. Und wer noch mehr über Russland und Sibirien wissen möchte, wem Erkundungen und Besichtigungen nicht genügen, der kann sich über aktuelle Fragen in den an Bord des Schiffes angebotenen Vorträgen informieren. Russischer Sprachunterricht kann schon nach kurzer Zeit die stummen Gesten ersetzen und Interesse an der Sprache des Gastlandes wecken. Das vielseitige Bordleben rundet die Begegnung mit Land und Leuten bei typisch russischem Essen und Folklore ab. Die Geschichte Russlands, seine Kultur und seine Menschen kennenzulernen – dafür bietet eine Kreuzfahrt auf Rußlands Flüssen die beste Gelegenheit. Der vorliegende Reiseführer versucht, einen Einblick in die verschiedensten Aspekte und Themen zu geben und Russland in seinen vielen Facetten zu erfassen. Da auch er lediglich ein erster Überblick sein kann, soll er zu tiefer- und weitergehenden Studien anregen. Dieses Buch folgt in der Schreibweise von Eigennamen, geographischen Bezeichnungen usw. der wissenschaftlichen Transliteration, da diese keinen Zweifel über die Originalschreibweise aufkommen lässt und die Orientierung vor Ort erleichtert. |
