Annotation |
Flüchtlingsdrama aus der Sicht der Betroffenen. (ab 12) (JE) Was sind schon 70 Meilen, die einen Menschen vom vermeintlichen Paradies - Europa - trennen? So denkt nicht nur Siad, der somalische Krankenpfleger, der sich nach dem Tod seiner restlichen Familie mit seiner Tochter Schleppern anvertraut. Auf einem seeuntauglichen, völlig überfüllten, schrottreifen Fischerkahn soll er nach zermürbendem Warten endlich diese so geringe Entfernung überwinden. Die Fahrt stellt sich jedoch als Odyssee schlimmsten Ausmaßes heraus. Einige der Passagiere sind den Strapazen nicht gewachsen und erleben die Ankunft in Europa nicht. Den halb verhungerten und verdursteten Rest der Flüchtlinge greift die italienische Küstenwache auf. Die Menschen werden in Lagern untergebracht, in denen sich die Lebensbedingungen kaum von denen unterscheiden, vor denen sie geflohen sind. Hier scheint der Traum vom Paradies vorerst beendet. Doch dann nimmt der Roman eine fast märchenhaft anmutende Wendung. Die Erzählung führt dem Lesepublikum sehr deutlich vor Augen, was in Medienberichten meist untergeht: die humanitäre, soziale, emotionale Dimension der Flüchtlingsproblematik. Dem gegenüber steht die Position der Exilländer, die sich mit der Aufnahme so vieler Menschen nicht nur wirtschaftlich überfordert fühlen. Ein von sozialem Engagement geprägter, flüssig zu lesender Beitrag zum Verständnis eines bis dato ungelösten Problems. *bn* Elisabeth Mayerhofer |